Die Erforschung: Google’s Projekt Aristoteles
Erfolgreiche Teams? Was macht Teams denn eigentlich erfolgreich?
2012 stellte man bei Google die Frage, welche Menschen man in einem Team benötigt, um dieses sehr erfolgreich zu machen. Aus der Fragestellung wurde eine groß angelegte Studie: Project Aristotle.
Untersucht wurden 180 Teams von Wissenschaftlern aus so unterschiedlichen Fachrichtungen wie Statistik, Organisationspsychologie, Soziologen und Ingenieurswissenschaften über den Zeitraum von zwei Jahren.
Eine detaillierte Beschreibung des Ablauf des gesamten Projekts findest Du in diesem Artikel des The New York Times Magazine:
What Google learned from it’s quest to build the perfect team
Erwartungen
Gespannt wartete man auf das Ergebnis. Was würde wohl entscheidend für den Erfolg eines Teams sein:
- bestimmte Persönlichkeitstypen?
- berufliche Erfahrungen?
- Bildungshistorien?
- Sozialisierungen?
- Freundschaften zwischen den Teammitgliedern?
- hierarchische oder flache Strukturen im Team?
- …
Gesucht wurde eine Art „Erfolgsrezept“ für erfolgreiche Teams. Erwartet wurden Ergebnisse wie z.B. eine bestimmte Anzahl von High-Performern, ein sehr erfahrener Teamleiter, usw.
Enttäuschungen
Zur Überraschung aller Beteiligten zeichnete sich kein klares Muster ab: Es war egal, ob
- alle Teammitglieder ein Büro teilten, oder nicht.
- wie erfolgreich einzelne Teammitglieder waren.
- welche charakterliche Ausprägung die Teammitglieder hatten.
- wie einvernehmlich Entscheidungen herbeigeführt wurden.
- wie die Arbeitsbelastung aussah.
- wie groß die Teams waren.
- wie erfahren die Teammitglieder waren.
- oder wie lange die Teammitglieder bereits für Google tätig waren.
So waren manche Teams waren von der Zusammensetzung der Teammitglieder her sehr ähnlich strukturiert, zeigten aber vollkommen unterschiedliche Leistungen. Erfahrende Teamleiter hatten mal exzellente Teams, mal welche, die unterdurchschnittliche Leistungen erbrachten.
Erkenntnis: Das macht erfolgreiche Teams aus
Auf die erste Ratlosigkeit folgte die Erkenntnis, das die Fragestellung falsch war:
Es ging nicht darum, WER im Team war, sondern darum WIE zusammen im Team gearbeitet wurde.
Die Art der Zusammenarbeit ist für den Teamerfolg entscheidend!
Die modifizierte Fragestellung führte zu der Erkenntnis, dass folgende fünf Faktoren den Schlüssel zum Erfolg ausmachen – in der hier aufgeführten Reihenfolge in Bezug auf ihre Auswirkung:
1. Erfolgreiche Teams benötigen PSYCHOLOGISCHE SICHERHEIT
- Die Teammitglieder fühlen sich sicher und reden offen miteinander.
- Kritik darf geäussert werden, Konflikte werden offen angesprochen. Niemand hält seine Meinung oder eine Idee zurück aus Angst in irgendeiner Form diskreditiert zu werden.
- Fehlerkultur: Wenn Fehler passieren, wird der Schuldige nicht sanktioniert, sondern der Fehler als Anlass zum gemeinsamen Lernen aus der Situation und zur Verbesserung genutzt.
- Jedes Teammitglied fühlt sich gesehen, gehört und ernst genommen. Es herrscht eine Atmosphäre des gegenseitigen wertschätzenden Respekts.
2. Erfolgreiche Teams benötigen ZUVERLÄSSIGKEIT
- Die Teammitglieder können sich aufeinander verlassen.
- Zusagen untereinander werden eingehalten.
- Alle arbeiten an demselben Ziel und fühlen sich dem Team verpflichtet.
- Alle fühlen sich für die Ergebnisse, die das Team liefert, verantwortlich und unterstützen sich gegenseitig.
- Allen ist bewusst, dass jeder Einzelne ein wichtiger Teil des Ganzen ist.
3. Erfolgreiche Teams benötigen STRUKTUR und KLARHEIT
- Jedem Teammitglied ist bewusst, was von ihm erwartet wird.
- Es gibt innerhalb des Teams ganz klare Vereinbarungen.
- Jedes Teammitglied kennt und versteht die eigene Rolle, die zu erledigenden Aufgaben, sowie das eigene und das Teamziel.
- Das Team arbeitet mit hoher Transparenz und stellt sicher, dass alle im Team von Regeln, Vereinbarungen, Zielen und Aufgaben dasselbe Verständnis haben.
4. Erfolgreiche Teams benötigen SINN
Die Arbeit in dem jeweiligen Team ist für jedes Teammitglied persönlich wichtig und sinnvoll. Der Sinn kann durchaus individuell verschieden sein. Vielleicht ist einem Teammitglied die finanzielle Sicherheit wichtig, einem anderen dagegen eher die Arbeit an dieser bestimmten Aufgabe, der Status einer ganz bestimmten Position usw.
„Warum tue ich das, was ich tue, außer für Geld?“
5. Erfolgreiche Teams benötigen eine erkennbare WIRKUNG
Das Team muss für alle erkennbar einen Beitrag zum Ziel der Organisation leisten. Die einzelnen Teammitglieder müssen erkennen, dass ihre Arbeit wirklich etwas bewirkt.
„Was bewirke ich mit dem, was ich tue?“
Bedeutung der Ergebnisse
Die Erkenntnisse aus dem Projekt Aristoteles haben heute fast eine höhere Bedeutung als damals.
Arbeitskräftemangel
Fast alle Branchen klagen zunehmend darüber, daß es immer schwieriger wird, neue Mitarbeiter zu finden und diese auch längerfristig zu halten. Fühlen sich Mitarbeitende wohl, d.h. respektiert und gewertschätzt, steigt sowohl die Wahrscheinlichkeit, dass sie bleiben, als auch, dass sie positiv über ihren Job sprechen.
Hybride und virtuelle Zusammenarbeit
Mittlerweile ist es völlig normal, dass Teams nicht ständig gemeinsam an einem Ort arbeiten. Homeoffice-Regelungen, Remote-Arbeitsplätze, verteilte Teams aufgrund einer internationalen oder in Standorte aufgeteilten Struktur sind allgegenwärtig.
Anforderungen der VUCA-Welt
Um in der sich ständig ändernden Welt bestehen zu können, sind Schnelligkeit und Flexibilität gefragt. Über etliche Jahre entstandene Strukturen und Prozesse bieten hier oft nicht mehr die geeigneten Rahmenbedingungen. Je mehr Eigenverantwortung in den einzelnen Teams liegt, je schneller und flexibler kann agiert werden.
Teams erfolgreich machen: 5 Schlüsselerkenntnisse anwenden
Status Quo herausfinden
Auch wenn bei Dir die durch Erkenntnisse aus dem Project Aristotle sicherlich schon einige Ideen im Kopf sind, macht es Sinn, erst einmal zu schauen, wie es um den aktuellen Umgang miteinander, mit Eurer Kultur, aktuell aussieht.
Um es Dir so einfach wie möglich zu machen, ein Gefühl für den Status Quo in Deinem Arbeitsumfeld zu bekommen, habe ich Dir die Checkliste „Kooperative Zusammenarbeit“ zusammengestellt. Du kannst die pdf Datei direkt am Rechner bearbeiten.
Lass diese Liste auch von Deinen Teammitgliedern ausfüllen – unabhängig voneinander. Das gibt Dir einen noch aussagekräftigeren Eindruck darüber, wie es bei Euch um die kooperative Zusammenarbeit bestellt ist.
Ganz nebenbei bietet das auch einen leichten Möglichkeit dieses Thema zur Sprache zu bringen.
Psychologische Sicherheit bieten
- Deinen Teammitgliedern Vertrauen schenken. Ja richtig: Du gehst in Vorleistung!
- Dich verletzlich zeigen: Wenn Du einen Fehler gemacht hast – gib ihn zu. Wenn es Dir gerade nicht gut geht, lass es Dein Team wissen. Dann können sie ganz anders damit umgehen, daß Du Dich vielleicht anders verhältst als normalerweise, wie z. B. mürrisch, reizbar, still usw. Auch hier gehst Du in Vorleistung.
- Beobachten ohne zu bewerten
- Bedürfnisse Deiner Mitarbeitenden erkennen. Finde heraus, warum jemand etwas gerne tut, bzw. in eine ablehnende Haltung geht.
- Loslassen – wenn Du eine Aufgabe delegiert hast, gib Deinem Team oder Teammitglied die Möglichkeit, diese selbstständig zu erledigen, auch wenn der Weg vielleicht ein anderer ist, als der, den Du gewählt hättest.
- Nimm eine coachende Haltung ein und fördere Deine Mitarbeitenden.
Zuverlässigkeit fördern
- Lebe Deinem Team die Zuverlässigkeit vor: Halte Termine und Zusagen ein. Wie soll Zuverlässigkeit vom Team eingefordert werden, wenn Du es nicht konsequent vorlebst?
- Teamregeln auch in Bezug auf Zuverlässigkeit gemeinsam erarbeiten. Was passiert, wenn Zusagen nicht eingehalten werden?
- Fehlverhalten direkt ansprechen und ggf. entsprechend der vereinbarten Teamregeln sanktionieren.
Struktur und Klarheit bieten
- Mit dem kompletten Team kommunizieren. Wenn alle wie eine Mannschaft in einem Boot agieren sollen, müssen auch alle das Gefühl haben, in einem und demselben Boot zu sitzen.
- Klare Regeln mit dem kompletten Team erarbeiten und diese regelmässig mit allen auf Gültigkeit oder notwendige Anpassung überprüfen.
- Klare Rollenverteilung – alle kennen ihre persönlichen Verantwortungsbereiche und wissen, wer wofür verantwortlich ist.
- Klare Aufgabenverteilung – alle kennen ihre persönlichen Aufgaben und wissen, wer für welche Aufgaben zuständig ist.
- Transparente Abläufe und Übersicht über den Stand der einzelnen Arbeitsschritte, wie z.B. durch die Nutzung der Kanban Methode, RACI Matrix o.ä.
- Ideen und Gedanken der einzelnen Teammitglieder sichtbar machen z.B. durch arbeiten mit der Canvas-Methode .
- Transparente Entscheidungsfindung
Sinn erkennen lassen
Nichts demotiviert mehr, als etwas zu tun, worin man keinen Sinn sieht. Daher ist es wichtig, daß
- immer allen klar ist, wozu etwas gemacht wird.
- Du als Führungskraft auch herausfindet, was die einzelnen Teammitglieder antreibt. Wofür sind sie im Team? Was ist Ihnen wichtig? Du kannst hier beispielsweise mit der FIRO Theorie, dem S.C.A.R.F. Modell, dem Motivationskompass arbeiten.
Wirkung aufzeigen
- Die Teamleistung als unverzichtbaren Teil zum Gesamtziel
- Kommunizieren, kommunizieren, kommunizieren
Ideen aus der Praxis:
- Bring Dein Team mit einem Nutzniesser der eigenen Beiträge in Kontakt. Ob persönlich, oder per Videokonferenz – persönlich zu erfahren, was der Nutzniesser von der eigenen Arbeit hat, motiviert ungemein. Dabei kann der Nutzniesser auch durchaus in der eigenen Organisation sein.
- Erfolgsgeschichten teilen – vielleicht hat das Produkt, Projekt oder eine eingebrachte Idee irgendwo auf der Welt etwas sehr viel einfacher gemacht, einen bedeutenden Beitrag zum Umwelt- oder Klimaschutz beigetragen, Menschenleben gerettet, usw.
Gemeinsamer Erfolg durch offene, kooperative Zusammenarbeit
Gerne kann ich Dich, Dein Team, Deine Mitarbeitenden dabei unterstützen, eine offene, kooperative Zusammenarbeit zu entwickeln und zu etablieren. Ich nutze hierfür sehr erfolgreich die von Ron Luyet und Jim Tamm, ehemaliger Verwaltungsrichter in San Francisco, entwickelten Methode Radical Collaboration®. Mehr dazu findest Du hier.
Du willst mehr wissen? Dann lass uns einen Zoom-Termin vereinbaren. Gerne nehme ich mir Zeit für Deine Fragen.
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